Fotograf: welche Zukunft hat der Beruf?
In welche Richtung geht die Fotografie – immer weniger Kameras werden verkauft?
Die Menschen fotografieren immer häufiger und immer mehr Bilder entstehen. Im Gegensatz dafür verkaufen sich die Kameras schlecht; ein Faktor, der für Sorgen in der Fotoindustrie sorgt. Die Frage ist: Wie kann sich die Fotoindustrie mit ihren Kameras gegen mobile Endgeräte wie Smartphone und Co. wehren?
Fotografie in München
Im Münchner Photographie Playground stellt sich für Besucher eine andere Frage. Sie suchen den Ausgang, sobald sie sich in der begehbaren Installation „Tape“ aufhalten. Sie begeben sich auf die Suche, meist auf allen Vieren und mit einsatzbereiter Kamera. Das Tape ist eine Kreation des kroatisch-österreichischen Designkollektivs Numen/For Use. Das Team nutzte für seine Kreation die Halle des ehemaligen Münchner Heizwerks in München. Dort kreierte sie mit einer Klebefolie Labyrinth von Tunneln und Räumen in der Halle des Heizwerks. Zwei interessante Nachrichten kamen fast synchron: Bis in die Nachrichten im Radio gelangte der Streaming-Dienst Spotify mit der Meldung: Er ändere seine Nutzungsbedingungen als Daktenkrake und erfinde sich in diesem Zusammenhang neu. Die Pressekonferenz des deutschen Photoindustrie-Verbands, der seinen Sitz in Frankfurt hat, fand am eleganten Düsseldorfer Hafen statt. Dort hatte sich eine Handvoll Fachjournalisten eingefunden, um die Erläuterung des Verbandes zu hören, wie dieser die Zukunft vom „Imaging“ aus seiner Sicht sieht.
Bilder: immer mehr über Smartphone
Der Erklärung von Rainer Führes, dem Verbandsvorsitzenden, konnte man die Überschrift „Das Comeback der Hoheit der Bilder“. In seiner Rede klang dies etwa so: „Wir sind der Meinung, nicht nur die „Exif-Dateien“ werden in Zukunft gespeichert. Exif-Dateien beschreiben die rein technischen Aufnahmedaten von Bildern. Die relevanten Inhalte der Bilder werden insbesondere von den Kommunikationsplattformen wie Google, Instagra oder Facebook erkannt und können analysiert werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, dass das Profil eines Autors anhand der Bilder erstellt werden kann, dass seine Vorlieben aufzeigt, wie auch die Vernetzung mit anderen Menschen aufzeigt. Anhand dieser Daten kann ein definiertes Verhaltensmuster beim Konsum- und Kaufverhalten wie beispielsweise Paypal dies macht, erstellt werden.
Im Klartext bedeutet dies: Derjenige, der über die Bilder die Hoheit hat, hat diese auch bei den entsprechenden Daten. Damit besitzt er ein fast endloses Wertschöpfungspotenzial. Die Imagingbranche kann, so unsere Überzeugung, zukünftig wichtige Teile im Bereich der Bilder-Hoheit zurückerobern. Die dafür notwendigen Technologien, Erfahrungen und Ideen sind vorhanden. Mit diesen Faktoren bietet sie den Verbrauchern einen interessanten Bildservices an. Auch hat sie die Möglichkeit, die Daten der Bilder zu analysieren und qualifizieren. Dies erinnert an die Fangarme einer Krake, weshalb wir dies als „Club der Datenkraken“ bezeichnen.
Die Beliebtheit der Kompaktkameras sinkt
Zum Photoindustrie-Verband ist Folgendes zu sagen. Der Verband ist ein eingetragener Verein und hat rund fünfzig Mitglieder. In dieser Zahl verbergen sich neben der schwachen deutschen fotografischen Industrie Vertreter der federführenden fernöstlichen Unternehmen sowie deutsche Anbieter von Zubehör und Dienstleister der Branche. Als Träger der Messe Photokina präsentiert sich der Photoindustrie-Verband auch 2016 in Köln. Die Messe schmückt sich mit dem Begriff Imaging und beansprucht für sich, die internationale Leitmesse der Fotobranche zu sein. Rainer Führes wurde als Vorstandsvorsitzender des Photoindustrie-Verbands im Mai gewählt. Hauptberuflich ist der seit Beginn des Jahres bei Canon Deutschland Geschäftsführer. Seit elf Jahren ist das Unternehmen ist Marktführer mit seinen Kameras mit Wechselobjektiven.
Verkaufzahlen der Kameras
Die Verkaufszahlen der üblichen klassischen Kameras sowie der Objektive sinken, auch wenn aktuell noch nie so viele Menschen fotografiert haben. Ein Teil der Hersteller hat sich aus dem Bereich der sogenannten „Allerweltskameras“ der Kompaktklasse zurückgezogen. Die Verkaufszahlen waren so schlecht wie nie zuvor. Wurden noch 108 Millionen Kameras ohne die Wechseloptik im Jahr 2010 gebaut, waren es 2014 lediglich 29 Millionen. Diese Zahlen bezeichnen einen gravierenden Rückgang, der 73 Prozent ausmacht.
Die Smartphones sind schuld
Der Höhepunkt mit 21 Millionen Gehäuse für Spiegelreflexkameras (DSLR) und spiegellosen Systemkameras (DSLM) war im Jahr 2012. Diese Zahl sank im letzten Jahr auf 13 Millionen. Der Rückgang der Produktion, wenn man alle Kameras zusammennimmt, betrug allein bei der Produktion 31 Prozent im Vergleich der Jahre 2013 zu 2014. Im Gegensatz dafür änderten sich die Verkaufszahlen den DSLM während desselben Zeitraums nicht. Die Verkaufszahlen musste allerdings im Jahr 2012 leichte Abschläge hinnehmen.
DSLR und DSLM
Auch wenn der Wert für die verkauften DSLM konstant blieb, liegt dieser weit unter den für 2012 erstellten Prognosen. Den Prognosen zufolge sollten im Jahr 2014 dreizehn Millionen DSLM verkauft werden. Im letzten Jahr gingen die Verkaufszahlen der Spiegelreflexkameras um etwa 25 Prozent zurück. Der rückläufige Absatz sowie die ebensolche Produktion von Wechselobjektiven entspricht daher der Logik.
Diese Zahlen veröffentlichte die Zeitschrift „Fotomagazin“ im Mai. Die Zahlen ergeben eine klare Zuweisung der Schuld sowie den Rezepten, die zum großen Teil wenig originell ausfallen. Diese Entwicklung geht in die falsche Richtung. Müßig sind hauptsächlich die Hersteller von Hardware nicht. Sie bringen immer ausgeklügelte optische Digitaltechnik auf den Markt und das kontinuierlich in kurzen Abständen. Rabattaktionen, wie beispielsweise bei den Cashback-Kampagnen, die zeitlich befristet sind, sollen diese Digitaltechnik dem Käufer zum Kauf drängen. An der gesamten Misere sind die mobilen Endgeräte wie Smartphone schuld, welche Verbraucher stets mit sich tragen und einen komfortablen Kameraersatz darstellen.
Spezialaufnahmen bleiben den Profis überlassen
Mehr aus der Ironie heraus fotografierte der Manager von Canon, Rainer Führes, die Journalisten mit der Panoramafunktion seines Smartphones. Im Gegensatz zu seiner Aktion wurde er nicht mit dem Smartphone fotografiert, sondern mit echten Digitalkameras. Führes gab aber freimütig zu, er fotografiere gerne mit seinem Smartphone, auch wenn die Bildqualität zu wünschen lässt. Ein anderer Punkt, der die Abwehr der Fotoindustrie bestimmt, ist der Rückgang der dezidierter Kameras, deren Überlegenheit mit dem Aufkommen des Smartphones schrumpfte. In Betracht kommen die Kameras, welche mit verschiedenen Funktionen und Automatiken ausgestattet sind. Dinge, welche Benutzer von Smartphone und Co. nicht haben, allenfalls über eine App beschaffen können. Auf eine Kamera angewiesen ist derjenige, der „grenzüberschreitende“ Teleaufnahmen machen will. Die Zoom-Brennweiten bei Kameras sind in Bereiche gewachsen, die rundweg als astronomisch bezeichnet werden können. Mit einer analogen Kamera waren solche Aufnahmen nur mit extrem teuren Objektiven möglich.
Bilder machen
Auf der anderen Seite braucht jede aktuelle Kamera Filter und verschiedene Funktionen. Dazu gehören beispielsweise die Bearbeitung und Verarbeitung von Bildern sowie die Fernsteuerung, die das Steuern über Smartphone zulässt. Mit dieser Hilfe ist es ebenfalls das fotografierenden Telefon ebenfalls möglich sowie die: Bilder ins Netz stellen, unmittelbar, nachdem sie gemacht wurden. Einerseits keucht die Entwicklung der Kameras hinter den sich den rasch etablierten Modellen der iGeneration her, welche rasend schnell die Mode wechseln. Andererseits wird versucht die Geräte komplexer zu machen, damit der zwischen Kamera und Smartphone der Abstand gleich gehalten werden kann.
Photokina
Leider verrät Führes nicht, in welche Richtung sich der Weg des Photoindustrie-Verbands bei der Neugestaltung der Photokina, die er für 2016 angekündigt hat, geht.. Auch die neuen Dienste bleiben unklar. Ausnahmen sind die Cloud-Speicherung sowie der Verleih von teurer Ausrüstung an private Verbraucher (Hobbyfotografen). Dieser Verleih gehört zu den üblichen Diensten für Profifotografen. Unter dem Titel „Sharing Economy“, könnte sich das vom Verband beschworene „Imaging-Ökosystem“ bilden. Leiter des Consumer Marketings für die Regionen Deutschland, Österreich und Schweiz bei Olympus ist Olaf Kreuter. Wie auch Rainer Führes, Manager bei Canon, nimmt auch Kreuter die Industrie in die Pflicht, sich endlich zu bewegen und kreative Fotografie zu einem Erlebnis machen. Olympus ist seit vielen Jahren daran interessiert, den Wert des Fotografierens zu erhöhen. Für das Unternehmen ist Fotografieren kein schnelles Bildermachen und dessen Verbreitung mit dem mobilen Endgerät, sondern etwas Besonderes.
Objekte für herausragende Fotografien
In Zusammenarbeit mit dem Handel gibt es Schulungen und Workshops. Auch Internetforen und persönliche Begegnungen mit Verbrauchern gehören zu den wesentlichen Instrumente, die in Großstädten als „Photography Playground“ sowie die interaktiven Kunstausstellungen angeboten werden. Olympus erreichte mit diesen Veranstaltungen in Metropolen wie Amsterdam, Zürich, Berlin und Hamburg mehr als 120 000 meist jüngere Menschen.
Künstler
Das Rezept sieht folgendermaßen aus: Künstler bauen in coolen Location Objekte, die Situationen hervorrufen, welche sich ausgezeichnet mit dem Fotoapparat und der Videokamera festhalten lassen. -Der freie Eintritt lockt viele Besucher an, die während ihres Besuchs eine Olympus-Kamera leihweise erhalten. Mit dieser fotografieren sie und dürfen am Anschluss die Speicherkarte mit ihren Bildern mitnehmen.
Bei diesen Events ist stets ein Team anwesend, das bei den verschiedenen Stationen Hilfestellung gibt. Es erklärt beispielsweise die Bedienung der Kamera und gibt Tipps, welche Funktionen sich für die jeweilige Situation oder dem Kunstobjekt eignen würde. Olympus achtet darauf, dass jeder Playground seine eigene Thematik und damit seine individuelle Installation hat.
Etwas Schönes für die Kamera
Im Mixed Munich Arts, Katharina-von-Bora-Straße 8a, also mitten in der bayerischen Metropole wurde aktuell eine derartiger fotografischer Playground eröffnet. Olympus präsentierte der Fachpresse vor der Vernissage schnell die neue Kamera, natürlich nur, wenn die Presse bis zum nächsten Morgen das Siegel der Verschwiegenheit einhält. Dann geht es zur Party. Im Gegensatz zu einer anderen Vernissage sind die Menschen, die mit ihrem mobilen Endgerät fotografieren, in der Minderheit.
Olaf Kreuter sagte: „Es geht uns darum, die Besucher etwas Schönes mit unseren Kameras erleben zu lassen. „Sie sollen kennenlernen, wie es sich anfühlt, wenn sie wirklich tolle Fotos machen können. Sehr schnell begreifen sie, dass die Ergebnisse der Handyfotografie ihren kreativen Ansprüchen nicht genügenden. Mit einer Kamera werden dagegen komplett andere Ergebnisse erzielt. Dieses Erlebnis ist der sicherste Weg, sie zu überzeugen, dass Fotografieren etwas anderes ist, als sein Smartphone hochhalten und abdrücken. Wer aber das erst einmal erlebt hat, der bekommt auch zu seinen Bildern ein völlig neues Verhältnis – Wertschätzung tritt an die Stelle der Beliebigkeit von schnell geschossenen, geposteten und ebenso schnell vergessenen Bildern.“
Dirk Schiff ist Gründer der Agentur In-SEO.de und Online Marketing Experte. Darüber hinaus ist er als Fotokünstler mit der Website protraitiert.de.
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