Fotografische Anfänge in Ortenau

Der Autor Hans-Rüdiger Fluck stellt in seinem neuesten Werk die Foto-Pioniere aus Ortenau des 19. Jahrhunderts vor. In seinem ersten Buch „Von Achern bis zur Hornisgrinde“ setzte Hans-Rüdiger Fluck dem Acherner Fotopionier Max Pache ein Denkmal. Nun widmete sich der Germanistikprofessor Fluck der „Frühen Fotografie in der Ortenau“. Schon als Kind begeisterte die Fotografie den Autor. Damals schoss er selber Fotos mit einer geschenkten Boxkamera. Diese Leidenschaft kann er bis heute nicht widerstehen.

Seine Liebe zu alten Fotografien entflammte bei Auslandsaufenthalten in China. Kurzerhand organisierte der inzwischen emeritierte Germanistikprofessor in Shanghai zwei Foto-Ausstellungen, die frühe Bilder der Millionenstadt zeigten. Den Anstoß für das Werk über frühere Fotografen aus Ortenau gab eine Lichtbildaufnahme des Kehler Hoffotografen Julius Kraemer aus dem Jahr um 1900.

Zusammen mit Manfred Decker, Hüter des fotografischen Erbes der Familie Max Pache, entstand im Jahr 2014 eine reich bebilderte Studie. Erschienen ist diese im Sutton-Verlag. Anschließend äußerte Manfred Decker immer wieder den Wunsch auch die geplante Gesamtübersicht der Fotopioniere aus Ortenau fertig zu stellen. Die Monographie mit 104 Seiten erschien nun im Verlag Regionalkultur. Mit Hilfe von gut 250 Abbildungen werden in diesem Werk Ateliers und Fotografen u.a. aus Achern, Freistett, Lichtenau, Oberkirch, Rheinbischofsheim, Lahr, Bühl, Ettenheim, Kehl und Offenburg vorgestellt. Das Kapitel „Spurensuche“ beschäftigt sich mit verschiedenen Tatsachen. So konnte der Autor feststellen, dass bereits im Jahr 1839 in Ortenau über die Erfindung Daguerres berichtet wurde. Im Jahr 1845 veröffentlichte der Fotograf C.A. Mylius in der Lahrer Zeitung die erste Werbeanzeige für Daguerreotypie-Portraits.

Fotograf Eduard Erhardt

Ebenso konnte Fluck in Erfahrung bringen, dass der Schnellfotograf Eduard Erhardt seine Dienste u.a. auf dem Adlerplatz in Achern feilbot. Schnellfotografen hatten kein festes Atelier und zogen von Ort zu Ort. Eine gemalte Kulisse bot den Kunden die Gelegenheit für Fotos zu posieren. Die Schnellfotografie wurde seinerzeit in Frankreich erfunden. Bei dem Verfahren wird das Motiv auf einer braun- oder schwarzlackierten Blechplatte, welche zusätzlich mit einer lichtempfindlichen Schicht versehen war, fixiert. Das Verfahren wurde über Amerika reimportiert. Auch dem Ort Bühl widmet der Autor ein eigenes Kapitel. Ebenso erfährt der Leser u.a. vom Leben des Lithografen Johannes Lohmüller. Dieser wurde 1830 in Neusatz geboren und war 1863 in Achern als Fotograf tätig. Danach folgten noch Tätigkeiten in Offenburg, Oberkirch und Oppenau. Ab 1879 war er in Bühl tätig. Das gesamte Lebenswerk ist im Bühler Stadtgeschichtlichen Institut einsehbar.

Foto Buch

Selbstverständlich kommt auch der Ort Achern und damit Max Pache in diesem Buch nicht zu kurz. J.M. Pfrommer und seine Söhn Adam und Mathias zählen zu den frühen Acherner Fotografen. Von 1880 bis 1895 besaßen sie ein eigenes Atelier neben dem Amtshaus. Aus einem Inserat aus dem Jahr 1881 veröffentlicht im Auftrag von Pfrommer geht hervor, dass dieser in der Lage war Fotografien bei jeder Witterung anzufertigen. Dieses sei ihm wegen der großen Lichtempfindlichkeit seiner Bromsilber-Gelatine-Emulsionsplatten möglich gewesen. Besonders vorteilhaft sei dieses bei Kinder- und Gruppenaufnahmen. Demnach würde das Bild bei klarem Wetter in ein bis zwei Sekunden exponieren und bei sehr trüben in sechs bis acht Sekunden. So die damaligen Angaben.